So oder so ist das, was wir von der Welt wahrnehmen, nur ein verschwindend geringer Bruchteil von ihr. Doch nach welchen Kriterien wählt das Gehirn aus, was ins Posteingangskörbchen des Bewusstseins kommt und was nicht? Es screent die Umgebung nach allem, was unsere Erwartungen und Überzeugungen bestätigt.

Das passiert im RAS, dem Reticular Activating System. Es entscheidet, welche Infos das Bewusstsein erreichen. Es sucht instinktiv nach Belegen dafür, woran wir glauben, was wir für richtig halten oder was in unserem Leben gerade eine besondere Rolle spielt. Wer ein Kind erwartet, sieht zum Beispiel auf einmal überall Schwangere herumlaufen. Wer ein Kleinkind hat, sieht plötzlich überall Verletzungsrisiken. Wer glaubt, Menschen mit Migrationshintergrund seien kriminell, nimmt vor allem Geschichten wahr, die diese Überzeugung bestätigen. Und umgekehrt.

Derartige Verzerrungen in der Wahrnehmung führen unweigerlich zum sogenannten Confirmation Bias (Bestätigungsfehler). Während man damit beschäftigt ist, nach seinen „Lieblingen“ Ausschau zu halten, ignoriert man jedwede Information, die das eigene Weltbild ins Wanken bringen könnte. Jede Bestätigung wiederum zementiert das Weltbild noch tiefer ein. Irgendwann sieht man nichts mehr jenseits der eigenen Wahrnehmungs-Bubble. Jeder Mensch bekommt viele wichtige Informationen nicht mit. JEDER. Davon kann sich aufgrund der Funktionsweise des Gehirns keiner freimachen. Das könnte man z.B. auf dem Schirm haben, wenn man das nächste Mal unbedingt recht haben will. Nur so als Idee. Der Bestätigungsfehler bringt Menschen auch dazu, selbst aktiv in die Wirklichkeit einzugreifen, damit sie dem eigenen Weltbild entspricht. Manche suchen Probleme, die zu ihren vermeintlichen Lösungen passen. Andere erschaffen die Probleme sogar. Die selbst gemachten schmecken eh am besten. Wer beispielsweise von der Überzeugung geleitet ist, nicht liebenswert zu sein, neigt dazu, ihm liebevoll zugeneigte Menschen zu vergraulen. Oder man interpretiert in alles eine Ablehnung hinein, z.B. wenn jemand nicht unmittelbar auf eine Nachricht antwortet. Die Überzeugung wird bestätigt und man ist absurderweise zufrieden. Glaubt man, der Tag werde schwierig und voller Probleme, sucht der Radar nach allem, was auch nur ansatzweise nach Problemen riecht. Was gut läuft, passt nicht dazu und wird rausgefiltert – und damit ignoriert. Die Welt sieht schlimm aus, wenn man glaubt, sie sei schlimm. Glaubt man, alle guten Männer/Frauen seien bereits vergeben, dann fallen einem fast nur all die attraktiven Hot Shots auf, die bereits gebunden sind. Unsere Welt ist ein Stück weit eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Denn wir sehen vor allem das, wonach wir Ausschau halten. Dein Gehirn zeigt Dir nie die Realität. Es zeigt Dir nur das, was Du sehen willst. So gut wie nie sind das bewusste Entscheidungen. Gerade deshalb ist so eminent wichtig, die Funktionsweise der menschlichen Psyche besser zu verstehen und mehr über sie zu wissen. In manchen Ohren klingt das vielleicht nach esoterischem Kokolores, ist es aber nicht. Es ist angewandte Neurowissenschaft.

Parallel zur Bestätigungssuche screent unser Gehirn im Grundrauschen nach Bedrohungen, Nahrung und Sexualpartnern. Spürt der Radar irgendwas davon auf, poppt eine Notification auf wie auf dem Smartphone, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Könnte ja wichtig sein.

Dein Gehirn verändert sich ständig. Es bildet neue Verbindungen heraus oder stärkt bereits bestehende. Es wird damit gefüttert, was man denkt, fühlt und macht. Je mehr Wiederholungen, umso stabiler sind die Verbindungen.

Womit möchtest Du Dein Gehirn füttern? Mit neuen Erfahrungen, die den Glauben an Dich selbst stärken? Mit Bestätigungen dafür, wie liebenswert Du bist? Mit Erlebnissen, die Dich fühlen lassen, Du bist gut genug? Mit neuen Erkenntnissen über das Leben, andere Menschen oder Dich selbst?

Manche möchten nicht nur Neues lernen, sondern auch alles entlernen, was das gegenwärtige Leben unnötig schwer macht. Jedes Kind entwickelt unbewusst Strategien, um die Liebe und Fürsorge der Eltern zu bekommen bzw. um unangenehme Situationen wie Ausschimpfen, Herabwürdigen oder Schlimmeres zu vermeiden. Daraus entstehen Glaubenssätze. Das sind Annahmen über die die Welt und sich selbst. Manche haben z.B. gelernt, dass Liebe an Leistung gekoppelt ist. Andere, dass Schweigen Frieden bringt. Und einige mussten erfahren, dass sie machen konnten, was sie wollten, und wurden dennoch nie gesehen oder gar gewertschätzt. Unser Nervensystem vergisst solche Erfahrungen nicht, denn sie waren meist mit intensiven Emotionen verbunden – wie Angst, Scham, Schmerz oder tiefer Trauer. Solchen Seelenmüll aus der Vergangenheit wird man nicht einfach durch eine Achtsamkeitsmeditation los. Nicht nur der Geist, sondern vor allem der Körper muss neue Erfahrungen machen, damit das Nervensystem begreift: Es geht auch anders.

Wie geht das nun in der Praxis? Alles beginnt mit dem Wunsch nach Veränderung. Etwas soll anders werden. Dabei kann das Gefühl Ärger sehr hilfreich sein. Menschen ärgern sich, wenn ihnen etwas an der Realität nicht gefällt und sie etwas anders haben wollen. Worüber ärgerst Du Dich? Was soll anders werden? Mal angenommen, Du wolltest eine neue Beziehung, hast aber noch Angst, Dich zu trennen. Welche Überzeugungen könnten Dir Mut machen? „Ich bin liebenswert“ funktioniert für viele gut. Oder „Ich finde schon eine neue Partnerschaft, wenn die Zeit dafür reif ist.“ Oder „Lieber bin ich allein als in einer Beziehung, in der ich unglücklich bin.“ Oder „Ich krieg das schon hin. Ich bin schließlich stark genug.“ Für manche ist die Überzeugung hilfreich, dass einige Trennungsmomente vermutlich unangenehm werden, aber auch die werden vorübergehen.

Das Gehirn braucht Beweise, um die neue Geschichte glauben zu können. Gib sie ihm! Glaubst Du, dass etwas möglich ist, beginnt Dein Gehirn nach Informationen zu suchen, die diesen Glauben bestätigen. Glaubst Du an Dich selbst „Ich schaffe das“, fängt das Gehirn an nach Wegen zu suchen, auf denen Du Deinen Wunsch tatsächlich verwirklichen kannst. Auf einmal siehst Du Chancen, wo vorher nur graue Tristesse zu sehen war. Du programmierst Dein RAS gleichsam um. Je mehr Du daran glaubst, umso mehr filtert Dein Gehirn Informationen heraus, die Dir den Weg erschweren könnten. Man muss sich das Leben nicht schön saufen, man kann es sich auch schön denken. Na ja, denken allein reicht nicht. Man muss das Neue auch fühlen und entsprechend handeln – und das so lange, bis das neue Bild das alte soweit überdeckt hat, dass es nicht mehr stört.

Die Erfolgsformel zur Umprogrammierung der eigenen Hirnchemie lautet: Gedanke + Überzeugung + Gefühl + Handeln + Wiederholungen = neue neuronale Verbindungen. So entsteht ein neues Bild von sich selbst und Welt.

Der eine oder andere denkt jetzt: „Irgendwie erinnert mich das ans Manifestieren.“ Stimmt. Genau so geht das. Alles beginnt mit der Formulierung eines Wunsches. In einer Meditation visualisiert man seine schöne neue Welt. Visualisierungen aktivieren dieselben Nervenbahnen wie echte Handlungen. Das Gehirn kann nicht gut zwischen einer lebhaften Vorstellung und einer realen Erfahrung unterscheiden. Lebhaft heißt in diesem Fall: Nicht nur denken, sondern zusätzlich die Überzeugung vertiefen, die passenden Gefühle herausholen und das neue Selbst körperlich zum Ausdruck bringen. Willst Du Dich z.B. trennen, zerreiße symbolisch Papier oder gehe von etwas weg. Oder nimm einen schweren Koffer, der für Deine Beziehung steht, stelle ihn ab, lass ihn stehen und geh weiter. Geh irgendwohin, wo Du allein bist, spüre in das Alleinsein hinein und lerne, Dich gut damit zu fühlen. Erst wenn Du auch mit allein fein bist, hast Du überhaupt die Chance, wahre Liebe zu finden.

Häufig funktioniert Manifestieren nicht, weil man sich etwas Neues nur wünscht, aber noch so fühlt und handelt wie das bisherige Selbst. Manche geben nur ihre Bestellung beim Universum ab und warten auf den Lieferservice. Der klingelt aber nie. Der Clou beim Manifestieren ist, nicht auf Veränderungen in der Außenwelt zu hoffen, sondern sich selbst auf die nächste Stufe zu heben. Verhalte Dich so, als wärst Du bereits die Person, die Du werden willst. Verhalte Dich so, als wärest Du bereits dort, wo Du sein willst. Lass das vor allem Deinen Körper spüren. Der merkt sich das nämlich besonders gut. Auf diese Weise kann sich Dein Gehirn buchstäblich neu verdrahten.

Damit verschiebst Du nicht einfach nur die Grenzen Deines Tellerrands. Du erschaffst Dich selbst, und Dein zukünftiges Leben entsteht daraus. Doch um große Ziele erreichen zu können, muss man auf die Fähigkeit vertrauen, sie auch erreichen zu können. Und dieses Vertrauen findet man überraschend leicht, indem man einfach losgeht und sich auf den nächsten Schritt konzentriert. Auf den Punkt gebracht: Yes, you can, because you do. Der einfachste Weg hin zu dem, was Dir wirklich wichtig ist, ist einfach loszugehen. Ist es nicht faszinierend, was mit der Neuroplastizität des Gehirns alles möglich ist?! Wozu willst Du Deine (nun nicht mehr geheime) Superkraft nutzen? Was tust Du als Nächstes?

Wenn Du Lust darauf hast, Deine Superkräfte zu entdecken, dann könnte ein begleiteter Jakobsweg mit i2Adventure was für Dich sein. Im Flyer findest Du alles, was Du wissen musst. Melde Dich! Wir freuen uns darauf, Dich kennenzulernen und mitzuerleben, wie Du wächst. Vamonos adelante!